Im Portrait: Die Berberitze – Berberis vulgaris L. Ein bemerkenswertes Wildobst

Im Portrait: Die Berberitze – ein bemerkenswertes Wildobst in unserer Region

Berberitze
Die Berberitze – ein bemerkenswertes Wildobst, wieder neu entdeckt

Die Berberitze  

Berberis vulgaris L.

Familie: Sauerdorngewächse (Berberidaceae)

Heimat und Verbreitung: Fast in ganz Europa natürlich verbreitet

 

Ungewöhnlich viele Namen

Die Berberitze hat ungewöhnlich viele regionale Gebrauchsnamen. Um einige anzuführen:

Barberitze, Kronsbeere, Berbisbeere, Kreuzdorn, Weinscharling, Weinscharl, Zitzerl, Agendorn, Fassleeren, Saurache, Surdon, Berbelin, Bilsendorn, Peisselbeer, Saumbeer, Heilandsdorn, …

Standortansprüche:

Die heimische Berberitze ist auf sonnigen, trockenen Lehm und Kiesböden am konkurrenzstärksten. In Niederösterreich findet man sie auf steinigen Hügeln und sonnseitigen Waldrändern. Von den Tieflagen der Donauauen in Österreich bis auf 2.500 m Seehöhe in Tirol und Südtirol reicht der von ihr besiedelbare Raum.

Pflanzenmerkmale:

Der grüne Strauch erreicht max. 3 Meter Höhe, meist aber nur ein bis Zwei Meter. Die Gewöhnliche Berberitze verjüngt sich aus den Knospen an der Basis, wodurch ältere Sträucher aus zahlreichen aufrechten Trieben entstehen. Die Langtriebe sind mit dicht stehenden Dornblättern besetzt. In Ostösterreich blüht die Berberitze bereits Ende April, in höheren Lagen ist der Blütezeitpunkt deutlich später, bis in die Maimitte. Die Blüte selbst ist in hängenden Trauben angeordnet. Die hellgelben Blüten setzen mit ihrem Lockstoff nicht auf ätherische Öle, wie die meisten wohlduftenden Blütenpflanzen, sondern auf das Amin Isobutylamin. Dieser nach verdorbenen Fisch-Eiweiss riechende Stoff lockt Aas-Besucher wie Käfer, Schwebefliegen und Fliegen aller Art an.

Berberitzen zur Erntezeit Ende August
Berberitzen zur Erntezeit Ende August
Berberitze wird heute wieder vemehrt kultiviert
Berberitze wird heute wieder vemehrt kultiviert

Mythologie und Brauchtum

Die Berberitze ist eine aberglaubensdurchdrungene Pflanzenart. So glaubte man früher Kindern das Zahnen durch Berberitzenblüten zu erleichtern. Hierzu wurden die Blüten in ein Leinensäckchen genäht, mit einem roten Bindefaden versehen und um den Hals des Kindes angelegt. Die Dornabfolge am Langtrieb lieferte ein assoziiertes Bild der Dorngestalt hinsichtlich der Dreifaltigkeit im katholischen Glauben. Die grellgelbe Farbe des Berberitzen-Splintholzes machte es zum Sympathiemedizinmittel bei Gelbsucht. In Bayern hängte man Kühen Holzstücke aus Berberitzenwurzeln um.

Pflanzenstoffe der Berberitzenfrüchte

Die Wildobst-Art Berberitze befindet sich noch immer im Dornröschenschlaf, im Gegensatz dazu vieler wieder modern gewordenen Wildfrüchten wie Hagebutte, Dirndl oder Elsbeeren. Daher gibt es nur sehr wenige Fachartikel, die sich mit den Pflanzenstoffen der Früchte der Berberis vulgaris beschäftigen. Allen Herkünften gemein ist der hohe Gehalt an Capsanthin, jenem Stoff, der für die orange/rote Färbung der reifen Früchte verantwortlich ist. Hoch ist ebenfalls der Anthocyangehalt in den Früchten. Daraus kann man schließen, dass die Früchte eine gute Quelle für bioaktive, sekundäre Inhaltsstoffe sind.

100 g getrocknete Berberitzen-Früchte enthalten:

  • 7,9 g Kohlenhydrate
  • 0,2 g Proteine
  • 500 mg Vitamin C
  • 000 mg Vitamin A

Naturheilkunde

Für Heilanwendungen sind die Pflanzenstoffe durch den hohen Gehalt an Epicatechine interessant. Das sind polyphenolische Pflanzenmetaboliten aus der Gruppe der Flavonoide. Besondere Bedeutung erhalten sie aufgrund ihres hohen antioxidativen Potentials. Beprobt wurden die getrockneten Früchte auf iranischen Märkten, worin sich hohe Epicatechin-Werte fanden, die über 50 Prozent einer Vergleichsprobe aus Grüntee betrugen.

Die Verwendung der Berberitze für therapeutische Zwecke lässt sich weit zurückverfolgen. Schon der römische Autor und Feldherr Plinius Secundus meint über die Berberitze, dass man frischen und getrockneten Beeren, in Wein aufgekocht, gegen Durchfall und Magenbeschwerden verwendet.

Blüte der Berberitze
Die Blüte der Berberitze ist im Frühjahr eine Augenweide
Getrocknete Früchte der Berberitze
Getrocknete Früchte der Berberitze
Birnen-Topfen-Kuchen mit Berberitzen und Brennnesselsamen
Birnen-Topfen-Kuchen mit Berberitzen und Brennnesselsamen

Kulinarisch betrachtet

Der leicht säuerliche Geschmack und die leuchtend roten Beeren inspirierten mich zu einer köstlichen Mehlspeise.  Ich dachte mir, der Birnen-Topfen-Kuchen müsste doch mit den Berberitzen geschmacklich und auch optisch hervorragend harmonieren. Die Beigabe der Brennnesselsamen gaben der Mehlspeise noch die „gebrennnesselte“ Note.

Gerne hier mein Rezept:

 

Birnen-Topfen-Kuchen mit Berberitzen und Brennnesselsamen

Einfach und rasch zubereitet!

  1. Schritt:

300 g Mehl, 100 g Zucker, 100 g Butter, 2 Eier. 1 Tl Backpulver, 1 EL getrocknete Brennnesselsamen

Teig zubereiten: alle Zutaten miteinander verkneten. Den Teig in einen in Butterpapier (ich vermeide Frischhaltefolie) wickeln und 30 Minuten kalt ruhen lassen.

  1. Schritt: 4 Birnen, 1EL Zitronensaft, etwas Butter für die Form

Für die Füllung Birnen schälen, vierteln und in kleine stücke schneiden. Mit Zitronensaft beträufeln und etwas verrühren. Ofen auf 180 Grad vorheizen. Tortenform einfetten.

  1. Schritt:

1 Pck. Vaniliepudding, 500 g Topfen, 100 g Zucker/Honig, 1 Ei

Topfen, Zucker und das Ei glatt verrühren. Dann folgt das Vaniliepuddingpulver, gut rühren.

  1. Schritt:

Den Mürbteig in die Springform drücken, dabei auch einen Rand von ca. 4 cm bilden. Die Birnenstücke darauf. Topfenmasse darüber gießen. Abschließend ca. 2 Esslöffel Berberitzen-Beeren gut verteilen. Auch ein bisschen Brennnesselsamen darüberstreuen. Im vorgeheizten Ofen 60 Minuten backen.

Sieht sehr dekorativ aus. Vor dem Schneiden bestenfalls abkühlen lassen.

Erfahrungsgemäß sind die Gäste von diesem Kuchen optisch und geschmacklich überrascht und beeindruckt!

Gutes Gelingen!

Der leicht säuerliche Geschmack und die leuchtend roten Beeren inspirierten mich zu einer köstlichen Mehlspeise.
Der leicht säuerliche Geschmack und die leuchtend roten Beeren inspirierten mich zu einer köstlichen Mehlspeise.
Ich dachte mir, der Birnen-Topfen-Kuchen müsste doch mit den Berberitzen geschmacklich und auch optisch hervorragend harmonieren. Die Beigabe der Brennnesselsamen gaben der Mehlspeise noch die „gebrennnesselte“
Ich dachte mir, der Birnen-Topfen-Kuchen müsste doch mit den Berberitzen geschmacklich und auch optisch hervorragend harmonieren. Die Beigabe der Brennnesselsamen gaben der Mehlspeise noch die „gebrennnesselte“ Note.

Quellen:

Verein Regionale Gehölzvermehrung – RGV, Aspersdorf 2017

https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Berberitze

Disclaimer:
Die hier dargestellten Inhalte, Anwendungsvorschläge und Rezepte dienen ausschließlich der neutralen Information. Diese stellen keine Empfehlung oder Bewerbung dar. Auch erheben die Inhalte weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Die Autorin haftet nicht für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den gegebenen Anregungen resultieren. Diese Angaben ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch eine*n Heilpraktiker*in eine*n Ärztin/Arzt und dürfen nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer die/den Behandler*in Ihres Vertrauens!