Die Samen der Brennnessel – heimisches Superfood
Die Samen der Brennnessel – heimisches Superfood

Die kleinen Samen der Brennnessel sind wahre Kraftpakete. Ab Juli bis in den Oktober hinein können die braunen bis schwarzen Samen von den Fruchtständen gestreift werden. Am besten man erntet die ganzen Fruchtstände in ein großes Tuch und lässt sie im Schatten oder bei Zimmertemperatur mind. 14 Tage gut trocknen. Danach kann man sie gut aus den Rispen rebeln. Wer die Samen von den Samenhüllen und kleinen Blättern trennen möchte, kann sie durch ein Sieb reiben. Danach einfach in ein Glas füllen, verschließen und dunkel aufbewahren. Die getrockneten Samen können einfach so gegessen, geröstet oder im Mörser zu einem Pulver gemahlen werden.
Geröstet schmecken sie knackiger und nussiger. Auch die noch frischen, grünen Samen schmecken köstlich. Aber Vorsicht, auch die Samen haben Brennhaare und können zu Halskratzen führen. Deshalb sollte man die frischen Brennnesselsamen am besten etwas zwischen den Fingern zerdrücken. So brechen die Brennhaare ab. Trocknet man die Samen, kann man sie zu einem Pulver verarbeiten oder mörsern, danach haben sie keinerlei Brennwirkung mehr.
Die weiblichen und männlichen Brennnesseln
Die Brennnessel ist zweihäusig. Das bedeutet, dass es Nesselpflanzen gibt, welche nur weibliche Blüten hervorbringen, und solche die nur männliche Blüten tragen. Die weiblichen Blüten sind klein, mit weißen, feinen Borsten. Die männlichen Pollen sind gelb, manchmal rötlich-grün und größer. Im Sonnenlicht springen sie auf und die Blütenpollen fliegen durch die Luft zur weiblichen Pflanze. Diese stehen oft weiter entfernt, da sich Brennnesseln meist über die Wurzel ausbreiten, sodass an einer Stelle nur männliche und an anderer Stelle nur weibliche Pflanzen stehen.
Wenn die Pollen verpulvert sind, bleiben nur die Haare, an denen sie hingen. An der weiblichen Pflanze findet man dann die Samen, die ab Ende Juli schwer von der Pflanze hängen. Bei den männlichen sieht man zur Erntezeit nur die vertrockneten Rispen mit den Staubblättern.


Wirkung und Inhaltsstoffe der Brennnesselsamen
Brennnesselsamen liefern eine enorme Energie. In der Volksheilkunde gelten sie traditionell als Stärkungsmittel und zur Aktivierung der Lebensgeister nach schweren Erkrankungen. Zudem bringen sie neuen Kraft bei Erschöpfungszuständen, bei Immunschwache und nach Infektionskrankheiten. Zu Brennnesselsamen im Speziellen gibt es nur wenige Untersuchungen. Das International Journal of Food Science and Nutrition hat 2013 eine Studie zur antibakteriellen Wirkung von Brennnesselsamen veröffentlicht. Diese zeigt, dass die Samen nachweislich diverse krankheitserregende Bakterien bekämpfen kann.
Brennnesselsamen sind auch ein traditionelles Naturheilmittel bei Rheuma, Gicht und Arthritis.
Auch in der Tierheilkunde werden Brennnesselsamen schon lange zur Verbesserung der Legeleistung beim Hühnerfutter untergemischt. Glänzenderes Fell sollen ältere Pferde bei der Gabe von Brennnesselsamen bekommen. Diese Traditionen sind nicht zufällig entstanden. Brennnesselsamen enthalten eine Vielzahl an Inhaltsstoffen, die wahres Superfood sind. Und das quasi vor der Haustüre.
Was können die heimischen Vital-Booster alles noch so?
Vollgepackt mit Eiweiß (Proteinen), pflanzlichen Hormonen und Vitaminen sind die kleinen Samen echte Vital-Booster. Aufgrund ihres hohen Eiweißgehaltes sind sie für Sportler und vor allem auch für Veganer oder Vegetarier zu empfehlen. Zudem sorgen Brennnesselsamen für kräftiges und glänzendes Haar und auf natürliche Weise die Sehkraft unterstützen.
Man kann die Samen frisch oder getrocknet als schmackhafte und äußerst gesunde Beigabe für Müsli, Porridge, Salate und Eierspeise verwenden. Auch Suppen, Gemüsegerichte und ein einfaches Butterbrot kann damit verfeinert werden. Weiters können sie in Smoothies gemixt, für selbstgemachtes Brot und Gebäck hergenommen werden und zu würzigem Brennnesselsamen-Salz verarbeitet werden.
Brennnesselsamen enthalten:
- 30 % Eiweiß
- 25 % – 33 % Öle, bis zu 83 % der Fettsäuren – Linolsäure. 90 % dieser Fettsäuren setzen sich aus den wertvollen ungesättigten Fettsäuren zusammen
- Tocopherol (Vitamin E) und Antioxidantien
- Vitamin: A, B, C, K
- Mineralien wie Eisen, Calcium, Kalium, Kieselsäure
- Schleimstoffe
- Carotinoide wie ß-Carotin und Lutein
Interessant sind auch die östrogenartigen Wirkstoffe, die in den Samen vorkommen. Sie wirken ausgleichend und harmonisierend auf den Hormonhaushalt, der oftmals durch viele Umwelteinflüsse durcheinandergeraten ist. Heute erleben die Samen zurecht einen regelrechten Boom. Anstatt Chia & Co, welche von weither mit dem Flugzeug importiert werden, finden wir das beste Superfood vor unserer Haustüre.
Kulinarischer Tipp:
Hier geht´s zum Rezept "Brennnessel-Eiweissbrot" https://gebrennesselt.at/brennnessel_eiweiss_brot/

Die Brennnessel und die Liebe
Schon vor 2000 Jahren empfahl der griechische Dichter Ovid die Brennnesselsamen als Aphrodisiakum. Im Mittelalter waren sie Mönchen aus diesem Grund verboten. Allgemein war bekannt, dass sie feurig in der Liebe machen. So schreib der griechische Feldarzt im Dienst der römischen Kaiser Claudius und Nero, dass
„Nesselsamen in Wein getrunken, macht ein Begierd zur Unkeuschheit“.
Zusammenfassend kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Samen der Brennnessel unfassbar viel für unser Wohlbefinden und die Vitalität beitragen können. Probiert es aus. Also, einfach sammeln, gut trocknen und so kann man sie vorrätig übers Jahr hindurch gut verwenden.
Wohl bekomm´s!
Quellen:
Aschenbrenner, Eva (2005): Mit Eva Aschenbrenner durchs Wildkräuterjahr, Garmisch-Partenkirchen: Aschenbrenner Verlag
Höller, Anke, Grappendorf, Doris (2020): Essbare Wildsamen, Stuttgart: Eugen Ulmer KG
https://www.nhv-theophrastus.de/