Heilpilze: Judasohr (Auricularia auricula-judae)
Heilpilze: Judasohr (Auricularia auricula-judae)
Auricularia ist der „Blutverdünner“ unter den medizinisch wirksamen Pilzen

Seit einiger Zeit habe ich die Liebe zu den Heilpilzen und der Mykologie entdeckt. Eine hochspannende und faszinierende Thematik. Nachdem ich vor Kurzem bei einer Tour durch Wiesen und Wälder auf einen ganz bemerkenswerten Heilpilz gestoßen bin, dachte ich mir, das möchte ich euch nicht vorenthalten.
Also beim nächsten Ausflug in die Natur, betrachtet jede Holunderstaude (etwas ältere Sträucher) und mit etwas Glück findet ihr diesen prachtvollen und vitalen Ohrlappenpilz.
Das Judasohr. Eine ähnliche Art mit ostasiatischer Verbreitung (A. polytricha) wird als Mu-Err, Black Fungus, Holunderpilz oder -schwamm, Ohrlappenpilz oder Wolkenohrenpilz bezeichnet, der in vielen Gerichten der asiatischen und speziell auch der chinesischen Küche verwendet wird.
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Ohrlappenpilzartige (Auriculariales)
Familie: Ohrlappenpilzverwandte (Auriculariaceae)
Gattung: Ohrlappenpilze (Auricularia)
Art: Judasohr
Inhaltsstoffe:
Adenosin, sekundäre Bioaktivstoffe, Calcium, Eisen, Glykoproteine, Kalium, Phosphor, Polysaccharide, Silizium, Vitamin B
Wirkung:
blutverdünnend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, gefäßerweiternd
Das Judasohr zählt zu den ältesten Speisepilzen und wird seit über 1.500 Jahren im asiatischen Raum gezüchtet. Den Fruchtkörper des Judasohrs findet man zumeist auf Holundersträuchern. Erst wenn der Strauch oder Baum geschwächt ist, wir das Judasohr sichtbar und ist kaum mit anderen Pilzen auf einem Holunderstrauch zu verwechseln.
Der Name Judasohr deutet schon auf die Optik eines Ohres hin und sein kollagenes Gewebe erinnert ebenfalls an ein Ohr.
Im frischen Zustand hat der Fruchtkörper eine zähe, gallertartige, elastische Textur und die äußere Oberfläche ist hellrotbraun mit einem violetten Hauch, oft bedeckt mit winzigem grauen Haarflaum. Meine Foto-Aufnahmen hier zeigen die bereits älteren und eingetrockneten Fruchtkörper, welche schon eher grau bis schwarz sind.
Wann findet man den Pilz? Bevorzugt in den kalten Monaten, jedoch auch übers ganze Jahr ist das Judasohr zu finden. In der asiatischen Küche ist er als Mu-Errh bekannt und beliebt. Seine leicht gelierende Eigenschaft wird zum Ansatz von Suppen und Saucen verwendet.


Anwendungsfelder von Aricularia
Judasohrpilze sind reich an Vitaminen des B-Komplexes und anderen bioaktiven Verbindungen wie Polysacchariden, die die Herzfunktion verbessern. Laut einer in „Mycobiology“ veröffentlichten Studie unterstützt dieser Vitalpilz, den Cholesterinspiegel in Schach zu halten und den atherogenen Index um 40 Prozent zu senken.
In einer in „Thrombosis and Haemostasis“ veröffentlichten Studie untersuchten die Forscher den Adenosingehalt von Judasohrpilzen. Adenosin ist ein Nebenprodukt des Zellstoffwechsels und beeinflusst den Blutdruck, die Blutgerinnung und die Herzgesundheit.
Judasohr hilft die Durchblutung zu verbessern und Herzinfarkte, Schlaganfälle, Thrombosen und arterielle Schäden zu verhindern. Auricularia beugt zudem der sogenannten „Schaufensterkrankheit“ vor. Auch bei Krampfadernleiden, Migräne und Tinnitus wirkt sich der Einsatz des Pilzes überdies positiv aus.
Besonders empfehlenswert ist der der präventive Einsatz des Judasohrpilzes:
Raucher, Vielflieger, Menschen in vorwiegend sitzend ausgeübten Berufen und Frauen in der Menopause. Frauen mit Kinderwunsch wird die Einnahme abgeraten, da der Pilz möglicherweise ungünstige Effekte auf die Fruchtbarkeit hat.
Zusammenfassend die ausgewählten Anwendungsgebiete von Auricularia in der Mykotherapie und TEM:
- Arteriosklerose
- Bluthochdruck
- Durchblutungsstörungen
- Gefäßblockaden
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Nach Verletzungen, OP
- Thrombosen, Krampfadern
- Verstopfung und blutende Hämorrhoiden
- Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
- Gastritis
- Hepatitis
- zur Verbesserung des Kohlenhydratstoffwechsels bei Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2
Judasohren sammeln und trocknen
Von August-April können Judasohren frisch gesammelt werden. Manchmal wachsen sie auch ganzjährig am Holunderholz. Dieser Pilz wird vorsichtig vom Stamm gelöst und locker geschichtet in einem Korb transportiert.
Getrocknet werden, können sie im Backofen bei 50° C. Die Backofentür muss immer einen kleinen Spalt offen bleiben, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Getrocknet ist er jahrelang haltbar. Vor der Zubereitung muss er in Wasser eingeweicht werden. Dadurch erhält er seine natürliche Elastizität und Größe zurück.




Wissenschaftlicher Erkenntnisse
Studien belegen, dass die enthaltenen Lektine eine mögliche hemmende Wirkung auf die Blutgerinnung (Guthmann 2012), demzufolge gilt der Pilz als wesentliches Instrument zur Verbesserung der Blutflusseigenschaft. Weitere Studien zeigen, dass das Judasohr lipidsenkende (Chen et al. 2008) sowie blutzuckersendende (Yuan et al. 1998) Wirkungen aufweist.
Studien zu Auricularia:
Optimization of ultrasound-assisted extraction of melanin from Auricularia auricula fruit bodies
Quellen:
Online:
https://de.wikipedia.org/wiki/Judasohr
https://www.mykotroph.de/
https://supernahrung.com/auricularia/
https://www.celticgarden.de/judasohr-heilpilz-vitalpilz/
Bücher:
Fauma, Eva, Angerer, Manuela (2021): Heilpilze, Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH
Rebensburg, Philip, Kappl, Andreas (2023): Gesund mit Heilpilzen, München: Münchner Verlagsgruppe GmbH
Stamets, Paul (2020): Fantastische Pilze: Wie Pilze helfen, unser Bewusstsein erweitern und den Planeten retten können, Aarau: AT Verlag AG
Rätsch, Christian (2018): Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau: AT Verlag AG